Quelle: PRO ASYL
Die Stiftung PRO ASYL verleiht ihren diesjährigen Menschenrechtspreis der polnischen Anwältin Marta Górczyńska und der Helsinki Foundation for Human Rights (Poland). "Unter schwierigen politischen Rahmenbedingungen kämpfen die Menschenrechtsverteidigerin Marta Górczyńska und ihre Organisation mit Leidenschaft, Hartnäckigkeit und großem juristischen Sachverstand gegen illegale Zurückweisungen, Gewalt an der Grenze und willkürliche Inhaftierungen von Schutzsuchenden", begründet Stiftungsvorstand Karl Kopp die Auszeichnung.
Die Preisverleihung findet statt am Samstag, 3. September, um 14 Uhr im Haus am Dom, Domplatz 3 in Frankfurt am Main. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Luise Amtsberg, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, die digital zugeschaltet sein wird.
Marta Górczyńska und ihre Kolleg*innen stemmen sich gegen die Verschärfung des Asylrechts in Polen. Sie unterstützen Geflüchtete – jene an der polnisch-belarussischen Grenze ebenso wie jene aus der Ukraine –, dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und vertreten Betroffene vor Gericht. Unermüdlich machen sie auf rechtswidrige Zurückweisungen an der Grenze zu Belarus aufmerksam. Im Sommer 2021 haben sich Marta Górczyńska und die Helsinki Foundation for Human Rights mit weiteren Akteuren in dem Netzwerk "Grupa Granica" zusammengeschlossen. Seit August 2021 ist dieses Netzwerk 24 Stunden am Tag, sieben Tagen die Woche im Einsatz, um humanitäre Nothilfe in den Wäldern des polnischen Grenzgebietes zu leisten.
"Wir leben seit einem Jahr in einem permanenten Ausnahmezustand", sagt Górczyńska. "Und das Erschreckende ist: Der Ausnahmezustand wird zur Normalität. Noch immer erreichen uns zahlreiche Hilferufe von schutzsuchenden Menschen, die im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus ausharren." Darunter seien Familien mit Kindern ebenso wie behinderte Menschen und Schwangere. Marta Górczyńska und die Helsinki Foundation for Human Rights springen in die Bresche, wo staatliche Strukturen fehlen und nationale Behörden versagen: Sie bauen ein Netzwerk an Anwält*innen, Mediziner*innen und Aktivist*innen auf, um sicherzustellen, dass die Geflüchteten wenigstens die allernötigste Hilfe und Versorgung erhalten. "Es geht nicht nur um das Recht auf Asyl", sagt die junge Anwältin, "es geht um Menschenwürde und ganz grundlegende Menschenrechte, die wir schützen und deren Einhaltung wir sicherstellen wollen."
Die Stiftung PRO ASYL verleiht den Menschenrechtspreis seit 2006 jährlich an Personen, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen. Der Preis ist mit 5.000 Euro und der Plastik der PRO-ASYL-Hand des Künstlers Ariel Auslender dotiert.
Interviews mit Marta Górczyńska lesen Sie hier und hier, außerdem einen aktuellen Bericht zur Lage für Flüchtlinge in Polen sowie ein Interview, in dem besonders die Situation in den Haftzentren beleuchtet wird.