Quelle: United4Rescue
In Hamburg hat sich am 3. Dezember das Aktionsbündnis "United4Rescue - Gemeinsam Retten!" konstituiert. Es unterstützt die zivilen Seenotrettungsorganisationen, die im Mittelmeer dem Ertrinken von Menschen auf der Flucht nicht tatenlos zusehen, sondern da humanitär handeln und Menschenleben retten, wo staatliche Seenotrettung fehlt.
Das Bündnis fordert die Verantwortlichen in der europäischen Staatengemeinschaft auf,
(1.) das Recht auf Seenotrettung als Teil des Völkerrechts und das Recht auf Leben als Menschenrecht auch in der Praxis zu respektieren und an den Grenzen Europas wieder umzusetzen.
(2.) Außerdem wendet sich United4Rescue gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung und fordert
(3.) faire Asylverfahren für Menschen, die nach Europa fliehen.
(4.) Jene Kommunen, die sich zu "Sicheren Häfen" erklärt haben, sollen die rechtlichen Möglichkeiten erhalten, zusätzliche Schutzsuchende aufzunehmen.
Ein erstes Projekt des Bündnisses sieht vor, im kommenden Jahr ein zusätzliches Seenotrettungsschiff ins Mittelmeer zu entsenden. Eine beim Kirchentag im vergangenen Juni verabschiedete Resolution hatte die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Gliedkirchen aufgefordert: Schickt selbst ein Schiff! Der Forderung hatten sich in der Folge mehr als 40.000 Menschen angeschlossen (www.change.org/schiff).
Nach gründlichen Beratungen hatten Rat und Synode der EKD Anfang November beschlossen, sich dieser Aufgabe im Rahmen eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses zu stellen. Ihm werden Kirchen und Vereine, Hilfsorganisationen und Firmen, Kulturträger und politische Initiativen angehören. Die EKD hat zur Organisation einen freien Trägerverein auf den Weg gebracht.
"Wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, begründet das kirchliche Engagement in dieser Frage: "Wenn Menschen in Lebensgefahr sind, dann muss ihnen geholfen werden. Dieses Signal setzen Kirche und Diakonie mit ihrem vielfältigem Engagement überall dort, wo Menschen in Not sind. An dieses Bekenntnis zu Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit knüpft das heute gegründete gesellschaftliche Bündnis 'United4Rescue' an. Es wird die Verantwortlichen in Europa in die Pflicht nehmen, das Sterben im Mittelmeer zu beenden und will zugleich einen eigenen Beitrag dazu leisten, Menschen zu retten. Über die Spendenaktion #wirschickeneinschiff hat nun jeder die Möglichkeit, diese Ziele zu unterstützen. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken.“
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegesack, unterstützt die Ziele des Bündnisses: "Hamburg ist ein sicherer Hafen. Wir haben seit 2015 mehr als 52.000 Geflüchtete Menschen aufgenommen. Die Hamburgerinnen und Hamburger können stolz auf diese Leistung sein. Die Seenotrettungsorganisationen leisten Großes im Mittelmeer. Ich wünsche mir, dass wir sie stärker unterstützen, damit sie ihre wertvolle Arbeit fortsetzen können."
"Wir müssen alle vernetzen, die Menschenleben retten wollen!"
Der Bürgermeister von Palermo (Sizilien), Leoluca Orlando, betonte die europäische Dimension: "Palermo ist ein sicherer Hafen: Hier ist das italienische Rettungsschiff 'Mare Jonio' der Organisation 'Mediterranea' zuhause. Es fährt unter italienischer Flagge, aber hat symbolisch auch die Flagge der Stadt Palermo am Mast. Bei uns sind alle Mitglieder der europäischen und internationalen Rettungsorganisationen mit ihren Schiffen und Flugzeugen willkommen. Um meine Hochachtung vor der Arbeit des Ratsvorsitzenden des EKD, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, zu unterstreichen, habe ich ihm im vergangenen Oktober die Ehrenbürgerschaft meiner Stadt verliehen. In Palermo leben wir Willkommenskultur ohne Angst und die Bürger sind begeistert, diesen neuen Mitbürger zu haben! Auch als Vorstandsmitglied des Global Parliament of Mayors habe viele meiner Kollegen motiviert, eine moderne Willkommenskultur zu schaffen und zu leben.
Humanität im Sinne von Menschenrechten ist das Thema unserer Zeit, unseres Kontinents und insbesondere der EU, politisch, religiös und sozial: Es steht dem Rechtsextremismus und Populismus diametral gegenüber, ist das alleinige Gegenmittel. Da können wir nicht mit ansehen, dass Menschen an der Grenze dieser unserer Union im Meer ertrinken! Wir dürfen nicht nur zuschauen, wie Populisten sich vernetzen – wir müssen alle vernetzen, die Menschenleben retten wollen!"
Bürgermeister Orlando sagte weiter: „Eigentlich müsste ich jetzt längst in Palermo sein, aber es ist mir eine Ehre mit dieser neuen Allianz für Menschenrechte heute hier in einem Boot zu sitzen!“
"Wir werden eine sichtbare Mehrheit, darauf kommt es an!"
Michael Schwickart vom Trägerverein "Gemeinsam Retten e.V." zeigte sich sehr erfreut über den großen Zuspruch, den das Bündnis in den Tagen vor seiner Gründung erfahren hat: "Ich bin überzeugt, dass es eine Möglichkeit gibt, das Sterben im Mittelmeer zu beenden, wenn der politische Wille da ist. Solange das nicht der Fall ist, müssen wir handeln. Wir dürfen uns an ertrinkende Menschen nicht gewöhnen. Deswegen bin ich umso dankbarer, wie viele Institutionen unser Bündnis bereits in der Startphase unterstützen und noch folgen werden. Wir werden eine sichtbare Mehrheit, darauf kommt es an!"
Auf der Webseite www.united4rescue.com gibt es weitere Informationen. Dort können Institutionen dem Bündnis betreten, wenn sie sich die o.g. vier Forderungen zu eigen machen. Einzelpersonen können das Bündnis als Fördermitglieder unterstützen.
Ab sofort können Spenden an den gemeinnützigen Verein "Gemeinsam Retten e.V." gegeben werden. Das Spendenkonto ist:
IBAN DE93 1006 1006 1111 1111 93 bei der KD Bank Duisburg, BIC: GENODED1KDB.