Im Jahr 2024 ist eine multikulturelle Nationalmannschaft selbstverständlich. Zur Zeit des sogenannten "Sommermärchens" 2006, des letzten großen Fußball-Turniers in Deutschland, sah das noch ganz anders aus. Was ist in diesen knapp 20 Jahren in diesem Land passiert? Und welche Rolle kann eine vielfältige Nationalmannschaft im Einwanderungsland Deutschland haben? Diesen Fragen geht Autor und Regisseur Philipp Awounou in der Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt – Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation" nach. Der Film ist bis zum 1. Juni 2025 in der ARD Mediathek verfügbar (Trailer).
Nationalspieler Jonathan Tah: "Wir verfolgen alle zusammen ein Ziel"
In der Dokumentation blickt Ex-Fußballprofi Gerald Asamoah auf seine ersten Jahre im deutschen Profifußball und den Rassismus, den er in deutschen Fußballstadien erfahren hat: "Die haben mich unter der Gürtellinie beschimpft, gewisse Wörter, die ich am liebsten gar nicht sagen würde. Auch das N-Wort ist tausendmal gefallen. Das war einfach Normalität." Auch Shkodran Mustafi, Weltmeister 2014, erinnert sich, wie er und seine Mannschaftskollegen unter Beobachtung standen: "Wer singt die Nationalhymne mit? Wer singt sie nicht? Ist man integriert, ist man nicht integriert? Ist man dankbar dafür, für Deutschland spielen zu dürfen oder nicht?"
Nationalspieler Jonathan Tah hofft darauf, dass die Vielfalt der deutschen Mannschaft die Zuschauer inspiriert: "Wir sind eine Mannschaft, und im Sommer spielen wir ein Turnier, auf dem wir gemeinsam für Deutschland erfolgreich sein wollen. Und ja, wir sind Müller, aber wir sind auch Tah und Gündoğan. Und wir verfolgen alle zusammen ein Ziel."
Philipp Awounou, Autor und Regisseur der Dokumentation: "Dieser Film ist ein Angebot vor dem Hintergrund einer extrem komplexen Debatte. Wir bilden verschiedene Perspektiven und Interpretationen ab, die das Ergebnis einer langen und intensiven Recherche sind. Die Dokumentation erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit, aber sie soll einen Anstoß zum Dialog bieten – insbesondere in Zeiten, in denen dieser Dialog, gerade zu dem Themenkomplex Rassismus und Identifikation, zunehmend abbricht und verroht."
Karl Valks, WDR-Sportchef: "Mit der Dokumentation ‘Einigkeit und Recht und Vielfalt’ ist es Philipp Awounou gelungen, ein sehr differenziertes Bild rund um das Spannungsfeld von Rassismus und Integration zu zeichnen. Die besondere Stärke des Filmes sind die Grautöne, die einer hochemotional geführten Debatte den Kontext und die Tiefe geben, die diese benötigt. Denn noch immer haben wir – wie es unser Autor an einer zentralen Stelle selbst sagt – kein Verständnis als Gesellschaft dafür entwickelt, wie groß das Problem Rassismus im Sport und damit im Alltag sehr vieler Menschen in Deutschland ist. Deshalb ist es auch so wichtig, die integrierende Kraft des Sports aufzuzeigen und zu stärken, für die etwa die Schilderungen der ehemaligen Profi-Spielerin Tuğba Tekkal im Film berührendes Zeugnis sind. Ich glaube daran, dass die Europameisterschaft im eigenen Land dazu beitragen wird, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken."