Sechs junge Flüchtlinge treffen in einem Deutschkurs zusammen. Dort sollen sie lernen, wie man im Deutschen Träume und Wünsche ausdrückt, sind jedoch nicht wirklich bei der Sache. Zu sehr sind sie abgelenkt von dem, was sie wirklich beschäftigt. Sami und Ahmad haben die Bilder von ihrer Zeit im Flüchtlingslager bzw. auf der Flucht im Kopf. Viktor will seine dunklen Erinnerungen durch Theaterspielen bewältigen und Andjela mit ihrer Geige im Jugendsymphonieorchester. Jetzt hat sie einen Brief bekommen, in dem ihre Abschiebung angekündigt wird. Auch Shahrooz macht aus seinen Gedanken Musik: er rappt. Und Filmon träumt von Anne, die er vor kurzem kennengelernt hat.
Das Motiv des Traums zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Ebenso die Hoffnung, die schweren Erinnerungen und unsicheren Zukunftsperspektiven durch kreatives Handeln zu meistern. So ist der Film, der von den Beteiligten selbst entwickelt und erdacht wurde, selbst Teil dessen, was er darstellt.
Es ist dem Film anzusehen, dass viele Menschen mit einschlägigen Vorerfahrungen daran mitgewirkt haben. Regisseur Nehad Hussein ist studierter Filmemacher, auch andere Beteiligte haben bereits Filme gedreht. Und die übrigen haben ihre Begeisterung und Ernsthaftigkeit für die Sache so in das Filmprojekt einfließen lassen, dass es dem Ergebnis anzumerken ist.
Zwei Jahre lang haben junge Flüchtlinge aus fünf verschiedenen Ursprungsländern gemeinsam mit Migrant*innen und Einheimischen im Projekt "FilmZuFlucht" an "Deutschkurs" gearbeitet. Dabei konnte zum Teil auf Material zurückgegriffen werden, das die Beteiligten in ihrer Heimat oder auf der Flucht gedreht haben. Von der gemeinsamen Entwicklung der Filmidee über Drehbuchszenen und Dialoge bis zu den Dreharbeiten wurde der Film gemeinschaftlich gestaltet. Dabei sind viele szenische Ideen aus dem eigenen Erleben der Mitwirkenden oder ihrem unmittelbaren Umfeld gespeist. Mit dem Film finden sie ihren eigenen Ausdruck für das, was sie noch immer belastet – und für ihre Wünsche und Träume. "Deutschkurs" wurde weitgehend in Bremen sowie in Hohenfelde an der Ostsee gedreht.
Der Film wurde mit dem Deutschen Generationenfilmpreis 2020 (Hauptpreis in der Kategorie Team Award) ausgezeichnet und war nominiert für den Deutschen Menschenrechtsfilmpreis 2020.
Aus der Begründung der Jury des Deutschen Generationenfilmpreises:
„Die Sehnsüchte, Bedürfnisse, Träume und inneren Konflikte der Geflüchteten sind formal unterschiedlich gestaltet und verdichten sich im episodischen Erzählen und in der Gegenüberstellung von kulturellen Unterschieden zu Ausblicken auf vergleichbare Lebensziele. Der Film ist das Ergebnis eines beispielhaften Teamprojekts über eine Gruppe von Menschen, die viel zu wenig wahrgenommen werden.“
DEUTSCHKURS, 2019, Regie: Nehad Hussein, 63 Minuten
DEUTSCHKURS ist als DVD im Sortiment von Matthias-Film. Der Film kann dort gekauft oder über staatliche und kirchliche Medienzentralen ausgeliehen und in Kinos, Kirchengemeinden, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gezeigt werden. Für die Verwendung des Films im Unterricht gibt es pädagogisches Begleitmaterial. Wenn es möglich ist, sind Regisseur und Filmteam auch für Veranstaltungen und Filmgespräche ansprechbar. Mehr Informationen per E-Mail unter info@filmzuflucht.de.