Geduldig begleitet das Filmteam die zermürbende Akribie der deutschen Abschiebungsmaschinerie. Wer bisher nicht wusste, was eine Abschiebung ist, dem bietet dieser Film eine profunde Darstellung. Der 85-minütige, preisgekrönte Film DEPORTATION CLASS zeichnet ein umfassendes Bild dieser staatlichen Zwangsmaßnahme: Von der Planung einer Sammelabschiebung über den nächtlichen Großeinsatz in den Unterkünften der Flüchtlinge bis zu ihrer Ankunft im Heimatland und der Frage, was die Menschen dort erwartet.
Die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler lassen alle Beteiligten ausführlich zu Wort kommen. Zunächst entsteht fast der Eindruck, dass es nicht nur um die Durchsetzung der bestehenden Gesetzeslage geht, sondern darüber hinaus ein Ringen darum stattfindet, Einverständnis mit denen herzustellen, deren Leben dadurch zumindest (erneut) aus den Fugen gerät wenn nicht ernsthaft gefährdet wird. Doch Lorenz Caffier führt als Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns beispielhaft vor Augen, wie dieses Ringen letztlich in der Sprachlosigkeit der Verantwortungsträger endet.
Der Film nimmt im Verlauf die einzelnen Menschen in den Blick und beginnt, ihre Geschichten zu erzählen. Ganz direkt vermittelt sich das Grauen der mit Gewalt durchgesetzten Verwaltungsmaßnahme. Der Film ist eine Bestätigung des traditionsreichen Mottos „Der Einzelfall zählt“, das die Flüchtlingsorganisation PRO ASYL geprägt hat. Er erzählt die Geschichte der Eltern, deren Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder abrupt endet. Und die der Jugendlichen, die trotz Aussichten auf ein Abitur in Deutschland zurückgeschickt werden in ein Land, in dem der Staat nicht in der Lage ist, sie vor der angedrohten Blutrache zu schützen. Der Film schildert die tiefe Verunsicherung der zurückbleibenden und zum Teil traumatisierten Mitschüler*innen, die jede Nacht befürchten, zur Deportation abgeholt zu werden. Und wir erfahren von dem Lehrer und der Anwältin, die es zunächst nicht für möglich hielten, dass die Menschen, die sie begleiten und unterstützen, betroffen sein könnten und die unter den Folgen leiden, um Fassung ringen und erfahren müssen, was Abschiebung in Deutschland bedeutet.
Der Film entlässt die Betrachtenden in die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung derjenigen, die vor dem Nichts stehen und um ihr Leben fürchten müssen. Er ist ein Plädoyer dafür, hinzusehen und sich zu engagieren.
Er ist eine Aufforderung, das Thema im Vorfeld der bevorstehenden Bundestagswahl am 24. September 2017 nicht den rechten Populist*innen zu überlassen, sondern über die Abschiebungspraxis zu informieren und aufzuklären und klar Position zu beziehen.
Der Film startete am 01.06.2017 bundesweit in den Programmkinos und lief bzw. läuft noch bei mehreren Filmfestivals: www.deportation-class-film.de/kinotermine.html
DEPORTATION CLASS wurde beim Filmfest Schleswig-Holstein gerade mit dem Dokumentarfilmpreis 2017 ausgezeichnet.
Wenn Sie den Film im Rahmen der Interkulturellen Woche öffentlich vorführen möchten, nehmen Sie bitte zunächst Kontakt mit Pier 53, Tel.: 040 / 89 72 69 27, pittlik@pier53.de auf.
Das Beispiel von ‚Willkommen auf Deutsch‘ mit seinen gut 200 Filmgesprächen im Kino hat laut dem Filmverleih gezeigt, dass Dokumentarfilme die ideale Eröffnung sein können, um Menschen für ein Thema zu interessieren, das vielen sonst nur noch Angst macht.