Quelle: Evangelische Kirche in Deutschland
Mit der Aufforderung, Flüchtlinge und Migranten menschenwürdig zu behandeln, hat EKD-Flüchtlingsbischof Christian Stäblein seinen Besuch auf dem Balkan beendet. Er appellierte an Regierungen und politisch Verantwortliche in Europa, die Menschenrechte an der EU-Außengrenze zu achten und nicht einer brutalen Abschottungspolitik zu opfern.
"Eine solche Praxis ist kriminell, gehört geächtet und muss endlich ein Ende haben." EKD-Flüchtlingsbischof Christian Stäblein
Nach Begegnungen mit Geflüchteten in den Flüchtlingslagern Lipa und Ušivak zeigte sich Stäblein erschüttert von Berichten über gewaltsame Zurückweisungen, sogenannte Pushbacks: "Dass Menschen an der EU-Außengrenze von Grenzpolizisten zurückgeprügelt werden, dass Hunde auf sie gehetzt werden, dass ihnen Arme und Beine gebrochen werden, damit sie nicht weitergehen – das ist nicht nur gegen jedes Recht, sondern bitterer Alltag auf der Balkanroute und anderswo. Diese Gewalt an Europas Grenzen darf nicht länger von den europäischen Regierungen gebilligt werden. Eine solche Praxis ist kriminell, gehört geächtet und muss endlich ein Ende haben."
Flüchtlingshelfer Niels van Slooten erzählt von seinen Erfahrungen.
In Gesprächen mit unterschiedlichsten Hilfsorganisationen erfuhr Bischof Stäblein auch von der Unterstützung für Geflüchtete in Kroatien und Bosnien-Herzegowina und von den vielfältigen Herausforderungen und komplexen Konfliktlagen auf dem Balkan. Für diese Arbeit unter schwierigen Bedingungen bedankte sich der Flüchtlingsbischof ausdrücklich. "Ich bin enorm beeindruckt, welche Hilfe und Solidarität es hier in der Region gibt. Und würde mir sehr wünschen, dass diese Arbeit angemessene Aufmerksamkeit und Unterstützung erfährt – die Verantwortung dafür liegt nicht nur in der Region, sondern auch auf europäischer Ebene, auch bei uns in Deutschland."
"Wie wir mit Menschen auf der Flucht umgehen, zeigt auch, wer wir selbst sind." EKD-Flüchtlingsbischof Christian Stäblein
Schutzsuchenden beizustehen, sei ein Gebot der Menschlichkeit, begründet in der Ebenbildlichkeit Gottes. Bischof Stäblein: „Wie wir mit Menschen auf der Flucht umgehen, zeigt auch, wer wir selbst sind. Es ist eine Frage an uns alle – als Mitmenschen, als Bürger in Europa. Als Christinnen und Christen, die in Jesus den Flüchtling, den Verzweifelten, den Menschen erkennen, stehen wir konsequent für die Rechte jedes Menschen ein. Und wir fordern die Politik auf, entsprechend zu handeln.“
Hintergrund
Die Balkanroute bezeichnet einen Fluchtweg, den viele schutzsuchende Menschen nutzen, um auf dem Landweg in die Europäische Union zu gelangen. 2023 waren laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR rund 30.000 Menschen auf der Balkanroute unterwegs. Viele von ihnen – insbesondere allein reisende Kinder – stranden auf ihrem Weg in bitterer Not und Elend, werden Opfer von Menschenhandel oder erleiden brutale Gewalt durch Grenzschützer.
Bei seiner Reise besuchte Bischof Stäblein Projekte u. a. des Roten Kreuzes, der Diakonie Katastrophenhilfe, World Vision und Hilfe Konkret e.V. Der Verein leistet seit über 30 Jahren vielfältige Hilfe in der Region – in der Unterstützung für Geflüchtete, für Minderheiten und Menschen mit Behinderungen, in der Katastrophenhilfe und durch Bildungsprojekte – und wird auch von der EKD unterstützt.