Jugendstudie: Rechtsruck bei den 14- bis 29-Jährigen

Jugendstudie: Rechtsruck bei den 14- bis 29-Jährigen

Quelle: Hertie School of Governance

Die junge Generation in Deutschland ist so pessimistisch wie nie zuvor. Das zeigen die Ergebnisse der nun siebten Ausgabe der Trendstudie "Jugend in Deutschland", welche einen Einblick in die Lebens- und Gefühlswelt der 14- bis 29-Jährigen bietet. Die Studie sieht außerdem eine wachsende psychische Belastung und einen Rechtsruck unter den Befragten. Auch knapp zwei Jahre nach dem Ende der Corona-Pandemie machen sich junge Menschen Sorgen um ihre Gesundheit und die wirtschaftliche Situation in Zukunft und Gegenwart. Rechte Parteien wie die AfD finden auf mehr Anklang unter den jungen Menschen.

Besonders großer Zulauf für die AfD

Einer der Autoren der Studie ist Klaus Hurrelmann, Professor für öffentliche Gesundheit und Bildung an der Hertie School. „Wir können von einem deutlichen Rechtsruck in der jungen Bevölkerung sprechen. Das schlägt sich in den politischen Präferenzen der 14- bis 29-Jährigen nieder. Während die Parteien der Ampel-Regierung in der Gunst immer weiter absinken, hat die AfD besonders großen Zulauf“, so Hurrelmann. Gründe hierfür sieht das Studienteam in der Unzufriedenheit junger Menschen mit ihrer Lebenssituation und den politischen Verhältnissen. 65% der Befragten machen sich Sorgen auf Grund der Inflation, 54% besorgt der teure Wohnraum und 48% haben Angst vor Altersarmut. In puncto gesellschaftlicher Zusammenhalt fürchten 49% der jungen Menschen eine gesellschaftliche Spaltung und 41% ist besorgt über die Aufnahme von geflüchteten Menschen.

Krisen beeinflussen die psychische Gesundheit

Drei Jahre nach der Corona-Pandemie zeigt die Studie auch den anhaltenden Erschöpfungszustand junger Menschen auf. Die jungen Befragten geben an, unter Stress (51%), Erschöpfung (36%) und Hilflosigkeit (17%) zu leiden. Elf Prozent sind in psychischer Behandlung. Im Vergleich zu den Vorgängerstudien sind einige Werte zu Sorgen und Ängsten gestiegen. „Unsere Studie dokumentiert eine tiefsitzende mentale Verunsicherung mit Verlust des Vertrauens in die Beeinflussbarkeit der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen“, sagt Simon Schnetzer, Autor und Herausgeber der Erhebung. „Die Aussicht auf ein gutes Leben schwindet. Die große Frage für alle Akteure in der Gesellschaft wird sein, wie sie junge Menschen für eine positive Vision im Land begeistern und sie an Veränderungsprozessen beteiligen können.“

Dass die 14- bis 29-Jährigen bereit sind, etwas zu verändern, verrät die Studie ebenfalls. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Arbeitswelt. Laut den Befragungsergebnissen haben junge Menschen eine klare Vorstellung von wünschenswerten Arbeitsbedingungen und sind nicht bereit, die gleichen Bedingungen ihrer Eltern und dem aktuellen Status Quo zu übernehmen. Gleichzeitig erwarten sie eine Reform von Bildung, Politik und Wirtschaft, z. B. eine umfassende Digitalisierung, den Schutz der Umwelt oder der Bildungsmöglichkeiten.

Methodik und Studienhintergrund
Das Trendforschungs- und Beteiligungsformat „Jugend in Deutschland“ basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 2.042 Personen zwischen 14 und 29 Jahren. Die Stichproben der Altersgruppe der Befragten entspricht der soziodemografischen Altersstruktur der deutschsprachigen Gesamtbevölkerung. Befragungszeitraum der siebten Trendstudie war der 8. Januar bis 12. Februar 2024. Ergänzend wurde als qualitatives Forschungsformat ein Trendlabor mit einer Gruppe junger Menschen durchgeführt, um die Ergebnisse zu interpretieren. Autor und Geschäftsführer der Studie ist Simon Schnetzer. Inhaltlich verantwortlich sind zusätzlich die Wissenschaftler Prof. Klaus Hurrelmann (Hertie School) und Kilian Hampel (Universität Konstanz). Das Projekt wird unterstützt vom Institut für Demoskopie Allensbach und dem Bilendi Online-Access-Panels. Die Studie wird durch die Verkäufe ihrer selbst finanziert.

Infos
Kontakt

Pressestelle der Hertie School
Alina Zurmühlen
Telefon: +49 (0)160 911 669 83
E-Mail: pressoffice[at]hertie-school[dot]org