Quelle: DeZIM Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung
Das DeZIM-Institut veröffentlicht Ergebnisse einer Sonderauswertung zu Frauen in gesamtgesellschaftlich relevanten Entscheider-Positionen.
Männer besetzen in Deutschland mehr als drei Viertel aller Spitzenpositionen, deren Inhaber gesamtgesellschaftlich relevante Entscheidungen treffen oder maßgeblich beeinflussen können. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund sind in diesen Eliten kaum vertreten.
Frauen sind in den bundesdeutschen Eliten mit einem Anteil von rund 24 % weiterhin unterrepräsentiert. Das zeigt eine heute veröffentlichte DeZIM-Studie, die frühere Untersuchungen zum Thema bestätigt und zusätzlich deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Sektoren identifiziert. In Justiz, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung sind Frauen häufiger in den zentralen Entscheiderpositionen zu finden (ca. 29-34 % Frauenanteil) als in der Wirtschaft, im Sicherheitssektor und im Militär (jeweils weniger als 10 % Frauenanteil).
Die unterschiedlichen Frauenanteile in den verschiedenen Sektoren können teilweise auf Gleichstellungsmaßnahmen zurückgeführt werden. “Unsere Zahlen deuten darauf hin, dass Gleichstellungsgesetze und Quotenregelungen positiv beeinflussen, wie viele Frauen Spitzenpositionen innehaben“, sagt Katharina Heger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft und Co-Autorin der Studie. “Etwa stehen die Justiz und die Verwaltung, die Gleichstellungsgesetze umsetzen müssen, besser da als die Privatwirtschaft. Dennoch bleiben auch diese beiden Bereiche weit hinter dem Ziel einer paritätischen 50:50-Besetzung zurück.“
Frauen mit Migrationshintergrund sind besonders stark unterrepräsentiert
Frauen mit Migrationshintergrund sind in Spitzenpositionen besonders rar gesät: Sie besezten lediglich 1,5 % dieser Posten, während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung laut Mikrozensus 2016 rund 11 % beträgt. Zudem stammen die wenigen Menschen mit Migrationshintergrund, die eine zentrale Entscheiderposition innehaben, überproportional häufig aus der Europäischen Union oder anderen europäischen Ländern.
“Unsere Befunde legen nahe, dass die sinnbildliche ‚gläserne Decke‘ für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte besonders dick ist“, sagt Dr. Kathleen Heft, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DeZIM-Institut und Co-Autorin der Studie. “Sie sind nicht nur als Frauen mit Hindernissen konfrontiert, sondern auch als Menschen mit Migrationsgeschichte. Das Zusammenspiel dieser beiden Merkmale führt dazu, dass sie auf Spitzenpositionen in besonderem Maß unterrepräsentiert sind.“
Die Studie stellt eine Sonderauswertung der Befunde des durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanzierten Forschungsprojekts “Soziale Integration ohne Eliten?“ des DeZIM-Instituts dar. Sie wurde von Dr. Kathleen Heft und Katharina Heger durchgeführt.
Die DeZIM-Research Note “Vergeschlechtlichte Macht. Das intersektionale Geschlechterverhältnis in bundesdeutschen Eliten“ ist abrufbar unter: www.dezim-institut.de/aktuelles/aktuelles-detail/frauen-in-eliten