Quelle: ÖVA zur Interkulturellen Woche
Vor fast einem Jahr, am 19. Februar 2020, tötete ein Rechtsextremist in Hanau zehn Menschen. Der Anschlag ereignete sich unmittelbar vor der bundesweiten Vorbereitungstagung zur Interkulturellen Woche 2020, die am 21. und 22. Februar in Erfurt stattfand. Die Tagung begann mit einer Gedenkminute für die Opfer. Außerdem verabschiedeten die Teilnehmenden diese schriftliche Äußerung, die wir heute noch einmal dokumentieren:
Die Teilnehmenden der bundesweiten Vorbereitungstagung zur Interkulturellen Woche 2020 in Erfurt zu den Morden in Hanau:
Fassungslos stehen wir vor den neuerlichen Morden an Menschen, die Opfer rassistischen Hasses wurden. Wir stellen uns an die Seite der Opfer und ihrer Familien.
Wir stehen gemeinsam für eine friedliche, offene und solidarische Gesellschaft und erinnern an die Spur der Gewalt.
Menschen aus unserer Mitte werden von rassistischer Gewalt getroffen. Wir erleben ein Klima der Angst. Wir erleben ein wachsendes Klima der Aggression, das vorbereitet und unterstützt wird durch politische Brandstiftung in unseren Parlamenten und im Bundestag.
Wir nehmen eine Veränderung des politischen Klimas in unserem Land wahr, das nicht allein an den rechten Rändern wirksam wird, sondern schleichend in Politik und Zivilgesellschaft Raum greift. Diese Bedrohung betrifft Menschen, die in unser Land geflohen oder eingewandert sind ebenso wie Menschen, die seit Generationen in diesem Land leben. Von Gewalt betroffen sind all jene, die sich für eine offene Gesellschaft, den Schutz der Menschenrechte aller Menschen einsetzen und sich dem Hass entgegenstellen.
Der Anschlag von Hanau ist ein weiteres schreckliches Glied in einer Kette von Terrorakten, die eine Spur des Mordens und der Gewalt durch unser Land zieht.
Wir rufen dazu auf, dass Menschen vor Ort laut und vielfältig ihre Stimme gegen Nationalismus und Rassismus erheben. Wir rufen dazu auf, sich an die Seite von bedrängten und bedrohten Menschen zu stellen, kommunale Netzwerke und Aktionsbündnisse zu schließen und nicht zurückzuweichen.
Die Interkulturelle Woche ist ein wichtiger Raum, in dem sich Menschen in mehr als 500 Städten und Gemeinden im ganzen Land vernetzen und aktiv werden. Diese Kraft werden wir bündeln und nutzen, um für eine friedliche Gesellschaft einzutreten. Demokratie und Menschenrechte sind nicht selbstverständlich – verteidigt sie und steht auf gegen Rassismus!
Wir gedenken:
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Kaloyan Velkov
Mercedes Kierpacz
Said Nesar Hashemi
Sedat Gürbüz
Vili Viorel Păun
Erfurt am 21. und 22. Februar 2020