Quelle: Internationales Auschwitz-Komittee / EPD / ÖVA
Kommunalpolitiker stehen in den vergangenen Jahren immer häufiger im Kreuzfeuer, wenn sie sich gegen rechte Gewalt und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit stellen oder sich für Flüchtlinge einsetzen. Sie bekommen Hassmails, werden in Kommentarspalten von sozialen Netzwerken verunglimpft und zum Teil auch körperlich angegriffen. Auch die Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Fleiß engagiert sich gegen Rechts - und hat dafür nun eine Auszeichnung erhalten.
Das Präsidium des Internationalen Auschwitz Komitees hat aus aktuellem Anlass entschieden, die Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau, Frau Dr. Pia Findeiß, mit der Statue "B" des Internationalen Auschwitz Komitees auszuzeichnen. Die Statue ist dem Buchstaben "B" in der Aufschrift "ARBEIT MACHT FREI" nachempfunden, den die Häftlinge in Auschwitz bei der von der SS befohlenen Herstellung des Lagerschildes heimlich auf den Kopf gestellt hatten, um damit ihren Widerstand und ihre Empörung auszudrücken.
Die Statue wird seit 2010 an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergeben, die sich in besonderem Maße gegen antisemitischen und rechtsextremen Hass und für ein friedliches und respektvolles Miteinander in der Demokratie einsetzen. Träger der Auszeichnung sind u. a. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Shimon Peres (damaliger Staatspräsident Israels), Papst Franziskus, Ban Ki-moon (ehemaliger UN-Generalsekretär), der englische Thronfolger Prinz Charles, Sigmar Gabriel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Statue wird von Auszubildenden der Volkswagen AG gefertigt.
Zur Auszeichnung der Oberbürgermeisterin betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: "Die Überlebenden des Holocaust sind Pia Findeiß dankbar für ihr konsequentes und ermutigendes Engagement gegen den rechten Hass und für die Vielfalt der Demokratie. Ihr Beispiel reicht weit über die Grenzen Zwickaus hinaus. Pia Findeiß steht für viele Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker in Deutschland, die sich dem Hass und der Aggressivität des Rechtsextremismus auf den Straßen und im Netz nicht beugen wollen. Sie ist so zum Gesicht aller toleranten und weltoffenen Bürger Zwickaus geworden und steht für die Gemeinschaft aller Demokraten."
Findeiß setzt sich seit Jahren für ein angemessenes Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) ein. Das Terrortrio hatte bis zu seiner Selbstenttarnung vor acht Jahren unter anderem in Zwickau im Untergrund gelebt. An den frisch gepflanzten Gedenkbäumen für die zehn NSU-Mordopfer im Zwickauer Schwanenteichpark hatte Findeiß vor rund zwei Wochen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (beide CDU) empfangen. Ein erster Baum war zuvor von Unbekannten abgesägt worden, was bundesweit für Entsetzen gesorgt hatte.