Diskussionen, Impulse und Vernetzung bei der IKW-Vorbereitungstagung 2023

Die Referierenden und Diskutant*innen der IKW-Vorbereitungstagung 2023 gaben wertvollen Input für einen angeregten Austausch mit den Teilnehmenden. Collage: ÖVA
Diskussionen, Impulse und Vernetzung bei der IKW-Vorbereitungstagung 2023

Rund 200 Teilnehmende trafen sich im digitalen Raum – Start am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine

Zur bundesweiten digitalen Vorbereitungstagung zur Interkulturellen Woche trafen sich am 24. und 25. Februar rund 200 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet. Dabei wurden wichtige Themen der Vielfaltsgesellschaft besprochen, man konnte sich vernetzen, und es gab jede Menge thematischen Input für die Planung und Organisation der vielen Interkulturellen Wochen vor Ort. Zum dritten Mal fand die Tagung online statt, im kommenden Jahr wird man sich aber wieder in Präsenz treffen, und zwar am 23./24. Februar 2024 im Roncalli-Haus in Magdeburg.

Die diesjährige Tagung fiel auf den Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine – und schon in ihrer Begrüßung nahm Dr. Beate Sträter, die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA) zur Interkulturellen Woche das Thema auf, das eine Assoziation mit dem diesjährigen IKW-Motto "Neue Räume" zulässt, die sich niemand gewünscht hatte: "Täglich sehen wir Bilder von zerstörten Räumen in der Ukraine. Wir sehen seit einem Jahr die Allgegenwart von Tod, Vernichtung und ständiger Bedrohung – daran dürfen wir uns nicht gewöhnen!"

Dabei liefere das Motto doch viele positive Anknüpfungspunkte für die Vielfaltsgesellschaft. "Es geht darum, unser Denken, uns Miteinander offener zu gestalten. Keine geschlossene Gesellschaft der Privilegierten, sondern Platz machen für Neues, für gemeinsam gestaltetes Leben", so Sträter. "Wenn es um neue Räume geht, die wir gemeinsam gestalten, dann müssen sie von Menschlichkeit, Respekt, Teilhabe und der Gleichwertigkeit jedes Lebens erfüllt sein." Das sagte Sträter vor allem mit Blick auf den Umgang mit Geflüchteten, egal, ob sie aus der Ukraine, aus den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien oder aus anderen Teilen der Welt kommen.

Anschließend diskutierte eine Podiumsrunde zum Thema "Neue Räume gestalten – Einwanderungsland Deutschland" die Ziele und den aktuellen Sachstand des Koalitionsvertrages der Ampel-Bundesregierung mit Blick auf die Schwerpunkte Chancenaufenthaltsrecht, Staatsangehörigkeitsrecht und Bildungsgerechtigkeit. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hakan Demir, Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Memet Kılıç, Vorsitzender des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates und Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) tauschten sich aus und gingen auf Fragen des Publikums ein. Moderiert wurde die Runde von der Journalistin und Autorin Ebru Taşdemir.

Nach der Mittagspause gab Ferda Ataman, die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, einen Überblick über ihre Arbeit und die der Antidiskriminierungsstelle. Mit Blick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das die Grundlage Ihrer Arbeit bildet, machte Ataman klar, dass Deutschland im europäischen Vergleich noch aufholen kann: "Wir haben in Deutschland eines der schwächsten Gleichbehandlungsgesetze und eine der schwächsten Antidiskriminierungsstellen." Sie habe 36 Mitarbeitende für ein Land mit 80 Millionen Einwohner*innen. In Albanien beispielsweise mit seinen 2,8 Millionen Einwohner*innen arbeiteten in der Antidiskriminierungsstelle 32 Personen.

Im Anschluss konnten die Teilnehmenden in acht Arbeitsgruppen verschiedenen Themen vertiefend behandeln: Es ging etwa um die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine in den Kommunen, Rassismus in Gesellschaft und Kirche, um Antisemitismus, vor allem in Bezug auf Israel, das neue Chancen-Aufenthaltsrecht und die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, sowie Nachhaltigkeit.

Den Abschluss des ersten Tages gestaltete die Bestseller-Autorin Florence Brokowski-Shekete mit einer Lesung aus ihrem neuen Buch "Raus aus den Schubladen! Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen". Anschließend gab es Raum für Gespräch und Diskussion.

Die Morgenandacht am Samstag, 25. Februar, gestaltete Sarah Vecera. Sie ist Koordinatorin Global Education mit Schwerpunkt "Rassismus und Kirche" bei der Vereinten Evangelischen Mission in Deutschland und Autorin des Buchs "Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus".

Anschließend sprachen Dr. Klaus Holz, der Generalsekretär der evangelischen Akademien in Deutschland, und Dr. Felix Axster vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin über "Rassismuskritik und Antisemitismuskritik: Zwischen Solidarität und Konkurrenz".

Zum Abschluss der Tagung präsentierte das Team der ÖVA-Geschäftsstelle die Motive zur Interkulturellen Woche 2023 sowie die weiteren Materialien und die Kampagne zum Motto "Neue Räume". Die Motive stehen ab sofort auf der IKW-Homepage zum Download zur Verfügung, die gedruckten Materialien und die neue Aktions-Box können voraussichtlich ab Ende April bestellt werden und werden ab Mitte Mai ausgeliefert.

Ebenso wurde das Kunstwerk "Der gesprengte Ring" vorgestellt, das zum IKW-Auftakt 2020 in München kreiert wurde und das weiterhin ausgeliehen werden kann.

"Der gesprengte Ring" wurde beim bundesweiten IKW-Auftakt 2020 in der Münchner Frauenkirche erstmals präsentiert. Foto: Erzbischöfliches Ordinariat/Hendrik Steffens

Um den Organisierenden vor Ort eine weitere Möglichkeit zu geben, für ihre lokale IKW zu werben, ist der ÖVA eine Kooperation mit Posterselect eingegangen, einem Vermarkter von Werbeflächen. Dadurch besteht nun die Möglichkeit, ab dem 1. September 2023 für bis zu 30 Tage Großflächenplakate oder Werbesäulen zu buchen, um die Interkulturelle Woche als Ganzes, eine oder mehrere Einzelveranstaltungen zu bewerben. Ein Motiv mit dem diesjährigen Motto "Neue Räume" ist in einem Online-Buchungsportal hinterlegt, Veranstaltende können dort das Plakat individuell beschriften, auch ein eigenes Logo kann hinterlegt werden. Nach der verbindlichen Buchung erfolgen die Produktion und die Anbringung der Plakate durch Partner von Posterselect, die IKW-Veranstaltenden müssen sich um nichts mehr kümmern. Die Kosten für die Plakatwerbung sind abhängig von der Dauer der Buchung und dem jeweiligen Standort. Durch die Kooperation mit dem ÖVA kann Posterselect fünf bis zehn Prozent Rabatt auf den Normalpreis gewähren. Das Buchungsportal ist ab sofort freigeschaltet.

Nach den Präsentationen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit zur Vernetzung oder für direkte Fragen in die Runde und an das Team.

Infos
Kontakt

Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche
Postfach 16 06 46
60069 Frankfurt am Main
Ruf: 069 / 24 23 14 -60
Fax: 069 / 24 23 14 -71
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