ÖVA-Vorsitzende: „Es hat sich gezeigt, dass Deutschland auch nach 44 Jahren weiterhin eine Interkulturelle Woche braucht"
Frankfurt am Main. Rund 5.000 Veranstaltungen in über 500 Städten und Gemein-den – das war die Interkulturelle Woche (IKW) 2019. Der empfohlene Zeitraum (22. bis 29. September) ist vorbei, doch in einigen Kommunen laufen die Aktionswochen noch. In einer ersten Bilanz ziehen die Organisierenden nun ein positives Fazit.
„Es hat sich gezeigt, dass Deutschland auch nach 44 Jahren weiterhin eine Interkulturelle Woche braucht. Sie ist hochaktuell und wichtig, denn ihre Ziele sind noch lange nicht erreicht und die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen existieren nach wie vor“, sagt Gabriele Erpenbeck, die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA) zur Interkulturellen Woche. Dazu gehöre, sich gegen Menschenfeindlichkeit und nationalistische Abgrenzung zu stellen aber auch das Eintreten für Menschenrechte, etwa bei der Seenotrettung. „Die Stimmen der Vielen, die sich zivilisiert und angemessen und nach wie vor in großer Mehrzahl für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland und in Europa einsetzen, müssen den Raum im politischen Diskurs zurückerobern. Wie das bewerkstelligt werden kann, hat die Interkulturelle Woche auch 2019 mit ihren vielen verschiedenen Veranstaltungs- und Aktionsformen erneut eindrucksvoll bewiesen“, so Erpenbeck weiter.
Die Bandbreite reichte in diesem Jahr wieder von politischen Diskussionsveranstal-tungen über Theaterstücke und Filmvorführungen bis hin zu Ausstellungen und Führungen. Es gab Gottesdienste, die das diesjährigen Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen.“ zum Thema hatten, genauso wie gemeinsame Kochabende oder andere Formate, in denen Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zusammen- und ins Gespräch kommen konnten. Denn das ist ein Ziel der Interkulturellen Woche: Räume schaffen für Begegnungen auf Augenhöhe.
Thematisch waren 2019 Veranstaltungen am stärksten vertreten, die sich mit Flucht, Ankommen und Integration beschäftigen. Das liegt natürlich auch am „Tag des Flüchtlings“ der immer am Freitag der Interkulturellen Woche begangen wird. Eben-falls Bestandteil vieler Programme waren Veranstaltungen, die politische oder kultu-relle Aspekte der Religionen zum Thema haben, und es wurde sichtbar, wie vielfältig, offen und friedlich das Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften praktiziert wird. Aber auch zur Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Rassismus/Rechtsextremismus/Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gab es vielfältige Angebote.
Noch unterrepräsentiert sind Veranstaltungen, die Antiziganismus thematisieren oder auch positiv Themen aufgreifen, die Sinti und Roma betreffen. Das soll sich 2020 ändern, und darum wird sich auch die Vorbereitungstagung für die IKW diesem Bereich widmen. Sie findet am 21. und 22. Februar 2020 in Erfurt statt, das Programm wird im Dezember veröffentlicht. Der empfohlene Termin für die Interkulturelle Woche 2020 ist Sonntag, 27. September, bis Sonntag, 4. Oktober. Der bundesweite Auftakt findet am 27. September in München statt. Das Motto wird auch im kommenden Jahr lauten: „Zusammen leben, zusammen wachsen.“
Hintergrund
Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden gibt es rund 5.000 Veranstaltungen. Der nationale „Tag des Flüchtlings“ ist Bestandteil der IKW. In ihrem Gemeinsamen Wort positionieren sich die Trägerkirchen jedes Jahr zu aktuellen politischen und gesellschaftlich wichtigen Themen im Bereich von Flucht, Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Organisiert wird die Aktionswoche auf lokaler Ebene. Der Ökumenische Vorbereitungsausschuss bereitet sie auf Bundesebene vor, die Geschäftsstelle in Frankfurt am Main versorgt die Veranstaltenden vor Ort mit Materialien und sorgt mit der Vorbereitungstagung und dem Materialheft für thematischen Input.