"Neue Räume" mit dem NesT-Programm schaffen!

Eine Grupope von Teilnehmenden aus dem NeST-Programm mit ihren Mentor:innen. Foto: Gordon Welters
"Neue Räume" mit dem NesT-Programm schaffen!
Bei diesem Aufnahmeprogramm erhalten besonders schutzwürdige Menschen Unterstützung durch Mentoring-Gruppen
Dr. Doris Dickel und Claudia Rohmann

Aktuell erleben wir wieder einmal eine angespannte Debatte über die Flüchtlingspolitik. Auch und besonders vor diesem Hintergrund muss immer wieder klar und deutlich gesagt werden, dass Deutschland eine Verpflichtung zur Aufnahme von Schutzsuchenden hat. Diese ergibt sich aus der Genfer Flüchtlingskonvention, dem EU-Recht und unserem Grundgesetz. Klar muss auch sein, dass es ein Gebot der Menschlichkeit ist, im Rahmen einer solidarischen Flüchtlingspolitik denjenigen unsere Unterstützung zukommen lassen, die sie dringend benötigen.

Ein Beispiel für eine solche solidarische Flüchtlingspolitik ist das Programm "Neustart im Team" (NesT). Damit können Engagierte – im Wortsinn passend zum Motto der diesjährigen Interkulturellen Woche - daran mitwirken, "neue Räume", ein neues Zuhause für schutzbedürftige Flüchtlinge und ihren Neustart in Deutschland zu schaffen.

Mit NesT sicheren Zugang ermöglichen

Mit dem NesT-Programm richten sich die Zivilgesellschaft und staatliche Stellen gemeinsam an Menschen, die Geflüchteten konkret helfen möchten. Gemeinsam in einer Gruppe von gleichgesinnten Mentor:innen können sie die zusätzliche Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Geflüchteten aus Erstaufnahmeländern außerhalb Europas in Deutschland ermöglichen und ihnen das Ankommen erleichtern. Jede und jeder kann sich dafür im Programm „Neustart im Team“ (NesT) engagieren.

Wie kann man mitmachen?

Mindestens vier Personen bilden eine Mentoring-Gruppe und erklären sich damit bereit, Geflüchtete – in der Regel eine Familie - zu unterstützen. Die Mentoring-Gruppen sind Dreh- und Angelpunkt beim Neustart im Team. Denn nur durch ihr Engagement wird die Einreise der Flüchtlinge nach Deutschland möglich.

Was muss man dafür tun?

Die Mentoring-Gruppen suchen eine geeignete Wohnung und finanzieren die Netto-Kaltmiete für ein Jahr. Diese Kosten müssen sie nicht alleine stemmen, sondern eine Unterstützung durch Kirchen, Kommunen, Unternehmen, Stiftungen, Vereine oder Fundraising ist dabei möglich und erwünscht. Darüber hinaus unterstützen sie die Flüchtlinge bei der Integration und begleiten sie im Alltag, wie z. B. bei Behördengängen, bei Schulanmeldungen, bei der Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche, und sie ermöglichen Begegnungen, zum Beispiel im Sportverein, in der Freizeit oder bei Festen. Wichtig ist: Die Verpflichtungen sind für die Mentoring-Gruppen zeitlich auf ein Jahr begrenzt und damit von Beginn an klar.

NeST-Logo
Das NesT-Logo.

Vorteile von NesT

Die Mentoring-Gruppe teilt sich Verantwortung und Aufgaben. Jedes Mitglied der Gruppe kann sich entsprechend der persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen. Die Engagierten erleben durch den direkten Kontakt zu den geflüchteten Menschen sofort, was sie mit ihrem Engagement bewirken. Den Aufgenommenen bietet das Programm eine sichere und auf Dauer angelegte Perspektive in Deutschland und durch das begleitende Mentoring einen guten Start.

Gelebter Antirassismus

Mit dem Engagement für das NesT-Programm setzen die Mentoring-Gruppen gerade in dieser Zeit, in der über die Aufnahme von Flüchtlingen viel diskutiert und gestritten wird, ein positives Signal gegen die gesellschaftliche Spaltung, für ein solidarisches Klima gegenüber Geflüchteten in Deutschland. Sie engagieren sich gegen Vorurteile und Stammtisch-Parolen, gegen Hass und Hetze. Sie zeigen, dass Zivilgesellschaft hier zusätzlichen Flüchtlingsschutz leisten kann. Die Erfahrungen mit dem Projekt zeigen, dass die Begleitung der Geflüchteten durch die Mentorinnen und Mentoren ein Stück gelebter Einsatz gegen Rassismus im ganz alltäglichen Lebensumfeld sein kann.

Resettlement

Das NesT-Programm ist Teil der deutschen Resettlement-Aufnahmen. Resettlement-Programme schaffen Perspektiven für Menschen, die in Länder geflohen sind, in denen sie weiterhin nicht sicher sind, langfristig keine Chance auf Integration haben und auch keine Möglichkeit für eine Rückkehr in ihr Herkunftsland besteht. Vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR als besonders schutzbedürftig identifizierten Personen ermöglicht NesT die legale und sichere Einreise nach Deutschland. Das zivilgesellschaftlich-staatliche Programm ist ein weiterer, ergänzender Baustein der übrigen, rein staatlichen Resettlement-Programme.

Staat und Zivilgesellschaft arbeiten für ein gemeinsames Ziel

Das Besondere an dem Programm ist, dass Staat und Zivilgesellschaft dafür Hand in Hand arbeiten: Gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration verantwortlich für das Programm. Unterstützt wird die staatliche Seite dabei vom UNHCR und verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren, insbesondere der evangelischen und der katholischen Kirche.

Die Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS) des Programms unterstützt und begleitet die Mentoring-Gruppen. Sie wird getragen vom Deutschen Caritasverband, dem Deutschen Roten Kreuz und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Programmsteuerung und -begleitung ist also ein enges Miteinander– eine echte Kooperation getragen von dem gemeinsamen Ziel, den Geflüchteten in Deutschland neue Räume, ein neues Zuhause, eine Perspektive auf ein Leben in Sicherheit zu eröffnen.

Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Für eine humanitäre Aufnahme von Geflüchteten ist die Gesellschaft insgesamt gefordert. Darum wurde Anfang 2023 das als Pilotprojekt gestartete NesT-Programm als ein dauerhaftes Angebot verstetigt. Das NesT-Programm ermöglicht in diesem Jahr die Aufnahme von bis zu 200 zusätzlichen besonders schutzbedürftigen Personen im Rahmen des Resettlements. In den nächsten beiden Jahren steigt die Zahl der möglichen Aufnahmeplätze im Rahmen von NesT sukzessive auf bis zu 260 jährlich an. Diese Plätze stehen zusätzlich zu den rein staatlichen Resettlement-Aufnahmen zur Verfügung, wenn sich Mentoring-Gruppen für die Aufnahme finden.

Menschlichkeit zeigen und mitmachen

Das alles funktioniert natürlich nur, wenn möglichst viele mitmachen und Verantwortung übernehmen. Das NesT-Programm braucht die zuverlässige Unterstützung durch die Mentoring-Gruppen. Um das Programm konkreter vorzustellen, kommt ein Team der Programmbeteiligten gerne zu einer Informationsveranstaltung vor Ort.

Unterstützung durch die ZKS

Damit die Mentoring-Gruppen auf die Teilnahme am Programm gut vorbereitet sind, bietet die ZKS für alle Gruppen vor der Antragstellung eine vierstündige Basisschulung an. Dabei werden die einzelnen Schritte im Projekt vorgestellt, mögliche Herausforderungen diskutiert und Anliegen der Mentoring-Gruppe besprochen. Die Schulung bietet darüber hinaus Raum für das Kennenlernen untereinander und eine Reflexion der kommenden Aufgaben und Rollen im Projekt. Die ZKS begleitet und berät auch über die Antragstellung hinaus. Im Laufe der Mentoring-Tätigkeit finden Engagierte dort Unterstützung und können an weiteren Seminarangeboten, speziell für Mentor:innen im NesT-Programm, teilnehmen.

Alle Informationen zum NesT-Programm sind unter www.neustartimteam.de zu finden oder können per E-Mail an nest@bk.bund.de erfragt werden.

Weitere Informationen

Dr. Doris Dickel und Claudia Rohmann sind Referentinnen im Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Sie sind im Referat Migration, Flucht und Asyl unter anderem für das Programm Neustart im Team verantwortlich.

Kontakt
Tel: 030-18400-1604
E-Mail: claudia.rohmann@bk.bund.de

Infos