Kabarett mit dem Erfinder des Wortes "biodeutsch"

Muhsin Omurca hat ein feines Gespür für kulturelle Unterschiede. Foto: privat
Kabarett mit dem Erfinder des Wortes "biodeutsch"
Muhsin Omurca wirft einen satirischen Blick auf Themen wie Integration, Schubladendenken oder das deutsch-türkische Verhältnis

Der Cartoonist und Kabarettist Muhsin Omurca ist mit seinen Programmen Stammgast bei der Interkulturellen Woche. Das Besondere dabei: Er integriert seine Cartoons. Omurca hat dabei einen besonderen Blick auf Kulturen, denn er tritt auch in Ländern wie Japan, Südkorea oder Finnland auf.

Omurca wurde im türkischen Bursa geboren und kam 1979 mit 20 Jahren nach Deutschland, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen. Seine Cartoons ebneten ihm 1981 den Weg ins Künstlerleben. Zwölf Jahre lang zeichnete er für die Südwest-Presse und etwa acht Jahre für die Süddeutsche Zeitung. Sein Comic-Strip "Kanakmän" wurde ein Jahr lang in der "taz" veröffentlicht.

Omurca gilt als "Vater des Migranten-Kabaretts"

Mit Crash-Kursen an der Volkshochschule lernte er zudem so schnell Deutsch, dass er bereits 1984 auf der Bühne stand. 1985 gründete er gemeinsam mit Şinasi Dikmen in Ulm das "Knobi-Bonbon", das erste türkische Kabarett in deutscher Sprache. Muhsin Omurca wird darum auch als "Vater des Migranten-Kabaretts" bezeichnet. Er gilt damit als Vorreiter für Künstler wie Bülent Ceylan oder Fatih Çevikkollu.

Nach zwölf erfolgreichen "Knobi"-Jahren, und rund 1500 Auftritten, ging Omurca auf Solo-Pfade. Mit seinem "Tagebuch eines Skinheads in Istanbul" landete er gleich einen Volltreffer. Der Lohn: der Deutsche Kabarett Sonderpreis 1998 und "Stern der Woche" der Münchner Abendzeitung. "Tagebuch eines Skinheads in Istanbul" ist das erste Cartoon-Kabarett in der deutschen Kabarettszene.

Feines Gespür für kulturelle Unterschiede

In seinen Programmen greift Muhsin Omurca verschiedene Themen auf und versieht sie mit seinem satirischen Blick. Vielfalt und Integration? Omurca hat dazu nicht nur eine Meinung, sondern gleich handfeste Lösungen! Wie wäre es zum Beispiel mit "Kuscheltürken" für Neugeborene oder "Integrations-Anleitungen à la Ikea" – ganz ohne Text, klar, simpel und für alle verständlich? Er hat ein feines Gespür für kulturelle Unterschiede und ist stolz darauf, jetzt "staatlich geprüfter Deutscher" zu sein. Natürlich nicht ohne Beigeschmack: "Als ehemaliger Türke und Neudeutscher, muss ich mich jetzt auch zu meiner deutschen Vergangenheit bekennen… als hätte mir meine türkische nicht gereicht!"

Zudem ist Omurca der Schöpfer des Begriffs "biodeutsch". Den verwendete er zuerst 1996 in einem Cartoon, bekannt wurde das Wort durch eine Rede des Grünen-Politikers Cem Özdemir. Dass der Begriff mittlerweile eher eine negative Konnotation bekommen hat und 2016 sogar auf der Liste zum "Unwort des Jahres" landete, stört den Urheber nicht. Ob man das Wort positiv oder negativ auslege, sei eine individuelle Entscheidung.

Muhsin Omurca tritt in Deutschland, Österreich, Finnland, Japan, Kanada, USA, Estland, Lichtenstein, La Reunion und der Türkei auf. Auch für Veranstaltungen im Rahmen der IKW 2025 kann er angefragt werden.

Infos
Kontakt

Tel.: 0171 – 9944430
E-Mail: omurca@yahoo.de