In „Flüchtlingswege 1945-2015“ erzählen acht Männer und Frauen ihre Geschichte: Sie berichten von den teils dramatischen Ereignissen ihrer Flucht, von dem, was vorher geschehen war und davon, wie es später in der Region Braunschweig weiterging. Sie stammen aus verschiedenen Generationen und Kulturen, ihre Flucht fand zu unterschiedlichen Zeiten statt. Die 97-Jährige, die 1947 als Folge des 2. Weltkriegs aus Polen vertrieben wurde, kommt genauso zu Wort wie der 21-Jährige, der 2013 vor der islamistischen Terrormiliz al-Shabaab aus Somalia floh.
Im Buch wird deutlich, dass trotz vieler augenscheinlicher Unterschiede die Schicksale der Geflüchteten von damals und von heute „auf eine ganz existentielle Weise zusammengehören“, wie Bundespräsident a.D. Joachim Gauck es einmal formulierte.
Das Thema Flüchtlinge wird heute in der Gesellschaft breit diskutiert. Eine Besonderheit von „Flüchtlingswege 1945-2015“ liegt darin, dass hier Betroffene selbst ihre Geschichte erzählen. Wir können ihren Blickwinkel einnehmen. So kommen sie uns als Menschen näher.
Dieses Buch wurde vom DRK-Braunschweig/Salzgitter und der Stiftung Integrationskultur in Rottenburg am Neckar gefördert.
Gerade in der aktuellen Debatte, in der die Situation und die Anliegen der Geflüchteten ziemlich in den Hintergrund geraten sind, leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus wird unsere eigene deutsche Geschichte von Flucht und Vertreibung mit den Erlebnissen heutiger Flüchtlinge, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, verknüpft. Auch das schafft Empathie, denn ältere Leser*innen können so auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen.
Das Buch ist sehr persönlich und anschaulich geschrieben, es spricht es die Menschen direkt an. Es eignet sich auch gut für das Thema „Flucht“ und „Integration“ im Unterricht weiterführender Schulen.
Aus dem Inhaltsverzeichnis:
Flüchtling im eigenen Land
Hans Goswin Clemen wurde 1945 infolge des Zweiten Weltkriegs aus Westpommern vertrieben
Wir waren Freiwild
Freya Weiß floh 1945 vor der russischen Front aus Ostpreußen und wurde 1947 aus Polen vertrieben
Staatsangehörigkeit N.N.
Rosel Schultz floh 1957 vor politischer Willkür und Unfreiheit aus der DDR
Es hätte auch anders enden können
Cong Trang Dinh floh 1979–1982 vor politischer Willkür und drohendem Kriegsdienst aus Vietnam
Gott war immer bei mir
Antonio Dionga floh 1998–2000 vor Folter und politischer Verfolgung aus Angola
So gut wie tot
Mohamed Yahya Hashi floh 2013–2015 vor Zwangsrekrutierung der al-Shabaab-Miliz in Somalia
Wer nicht durch Bomben stirbt, erfriert
Samar floh 2015 vor dem Bürgerkrieg in Syrien
Der IS wollte uns vernichten
Ahmad Khalaf floh 2014–2015 vor dem IS aus dem Irak