Jazzgesang zwischen Finnland und Deutschland

"Land Of The Midnight Sun" – der Song, der Tuija Komi eines Tages wie selbstverständlich aus der Feder floss, ist nicht nur zum Titelsong ihres jüngsten Albums, er ist als "Music From The Land Of The Midnight Sun" auch zum Programm geworden. Genau wie diese Hymne auf ihre Heimat Finnland illustriert das neue Programm "Meet Me Under The Polar Lights" die Ausnahmestellung der seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Sängerin: Wie keine andere bereichert Komi den klassischen Jazz-Gesang um Themen, Texte und Töne ihrer nordischen Heimat. 

Der Beruf der Jazzsängerin ist Tuija Komi in ihrer karelischen Heimat nicht in die Wiege gelegt worden, sie hat ihn sich mutig Schritt für Schritt erobert. So mutig, wie sie jetzt ihre Songs auswählt und interpretiert. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist dabei die Erweiterung des Jazz-Idioms durch das Finnische. 

Ob eigene Texte, mal auf Englisch, meist auf Finnisch, ob Adaptionen aus dem ganzen Repertoire der finnischen Musik (vom Kinderlied über Film-Musik, finnischem Tango oder 60er-Jahre-Pop bis zum selbst betexteten Stück der weltberühmten finnischen Rock-Band The Rasmus); oder ob mutige Vokalisen über klassische Stücke des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius – stets fegt das Energiebündel Tuija Komi dank ihrer enorm variablen stimmlichen Ausdruckskraft alle Hürden bei diesem Kultur-Transfer der besonderen Art beiseite. Und nimmt ihr Publikum durch ihre souveräne, von vielen Geschichten und nordischem Humor durchzogene Moderation mit auf die musikalische Reise in den hohen Norden. 

So erfährt man von ihrer Liebe zu den Mumins – den international bekannten Kinderbuch-Figuren der finnischen Schriftstellerin Tove Jansson – und zu guten Kindersongs. Dass "Kuusi" auf finnisch "Fichte" heißt und das gleichnamige Lied sie so berührt wie kein anderes von Sibelius. Oder bei "Veri’s Tale", dass Freiheit auch zum Gefängnis werden kann. Entertainment mit Tiefgang, das bestimmt auch Komis Gesangskunst. Nicht nur, dass sie über eine enorme stimmliche Bandbreite von den tiefsten bis in die höchsten Lagen verfügt. In Masterclasses bei Größen wie Theo Bleckmann, Kurt Elling, Nancy Marano oder den New York Voices, vor allem aber als Schülerin der Jazz-Legende Sheila Jordan, hat sich Tuija Komi alles angeeignet, was eine vollkommene Jazz-Sängerin braucht. Sie hat Soul, kann Scatten wie der Teufel, liebt es zu improvisieren und reizt das ganze Spektrum der Stimme aus, bis hin zum Joiken, dem besonderen Gesang des Sami-Volkes aus Lappland. "Eine echte finnische Jazz-Diva", wie die Süddeutsche Zeitung schreibt. 

Aber auch und gerade die Musik ist Teamwork. Komi hat für ihre Mission die perfekten Begleiter gefunden und zu einer echten "Working Band" versammelt. Peter Cudek am Bass und Martin Kolb am Schlagzeug sorgen für das amtliche und variable rhythmische Fundament, der grandiose Pianist Stephan Weiser schreibt ihr auch die bezwingenden Arrangements. 

Für kleinere Bühnen oder intimere Anlässe tritt Komi auch im Duo mit dem virtuosen und preisgekrönten Akkordeonisten und Komponisten Vlad Cojocaru aus Moldawien auf. Bei “Jazzango” trifft  der melancholische finnische auf den temperamentvollen argentinischen Tango. Weitere Zutaten nimmt das Duo aus Swing, Weltmusik, Latin, Waltzer und Balladen und mixt daraus etwas Einzigartiges, was das Publikum noch nicht so gehört hat. Beide Musiker stellen sich bei „Jazzango“ der Herausforderung einer intimen kleinen Besetzung und spielen enthüllt und unversteckt, mit Leidenschaft und Leichtigkeit.