Eine ganze Tagung zum IKW-Motto „Neue Räume“

Die Tagung fand im Sitzungssaal des Rathauses statt. Foto: Stadt Sinsheim
Eine ganze Tagung zum IKW-Motto „Neue Räume“
Im baden-württembergischen Sinsheim tauschten sich die Teilnehmenden bei der Veranstaltung zu verschiedenen Themen aus

Die Stadt Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg) beteiligte sich 2023 zum ersten Mal an der Interkulturellen Woche. Schon seit 2012 fand an einem anderen Datum die „Woche der Vielfalt“ statt, die nun in die IKW integriert wurde. Zum Motto "Neue Räume" hatten die Organisatoren eine ganz besondere Idee: Sie veranstalteten eine ganze Tagung zu diesem Thema.

Vortrag: "Kluge" Migrationspolitik ist immer auch "kluge" Gesellschaftspolitik

Dr. Havva Engin
Dr. Havva Engin, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg plädierte in ihrem Vortrag dafür, das Thema Zuwanderung nüchtern zu betrachten und sich nicht von hetzerischen Parolen blenden zu lassen. Foto: Stadt Sinsheim

Die Veranstaltung mit dem Titel "Vielfalt öffnet Räume" fand im Sitzungssaal des Rathauses statt. Engagiert zur Sache ging es beim Vortrag von Dr. Havva Engin, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Sie plädierte dafür, das Thema Zuwanderung nüchtern zu betrachten und sich nicht von hetzerischen Parolen blenden zu lassen. Zuwanderung ist aus ihrer Sicht seit Jahrhunderten gesellschaftliche Realität und kein kürzlich erstmals aufgetauchter Sonderfall. Aus ihrer Sicht ist "kluge" Migrationspolitik immer auch "kluge" Gesellschaftspolitik. Gesellschaftliche Realitäten seien klar zu benennen und auch künftige Herausforderungen vorauszudenken, sonst wird auch der Wert von Lösungen ein sehr kurzfristiger sein.

Workshops zu verschiedenen Themen

Nach dem Vortrag verteilten sich die Teilnehmenden auf verschiedene Workshops. Einer wurde vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg gestaltet und widmete sich dem Thema "Frauen auf der Flucht". Meist wird bei Geflüchteten an Männer gedacht – die Bedingungen, unter denen sich Frauen und Mütter entschließen, ihre Heimat zu verlassen, sind oftmals nicht im Mittelpunkt öffentlicher Debatten, ebenso wie die Herausforderungen, die ihnen unterwegs und im Zielland begegnen. "So habe ich das noch gar nicht gesehen", kommentierte eine der Teilnehmerinnen des Workshops und wirkte sehr nachdenklich.

Beim Workshop zum Umgang mit psychisch belasteten Geflüchteten ging es sehr praktisch zu. In kleinen Rollenspielen steuerten Teilnehmende Ausschnitte aus erlebten Praxissituationen bei und entwickelten gemeinsam mit den Referenten Handlungsmöglichkeiten für Nicht-Fachleute.

Unter der Workshop-Überschrift "Wir haben es geschafft!" ging es um die Lehren aus der Situation in den Jahren 2015/2016, in denen ein plötzlicher Anstieg der Fluchtbewegungen nach Zentraleuropa stattgefunden hatte. Die Situation damals wurde unter anderem durch die tatkräftige Unterstützung engagierter Ehrenamtlicher bewältigt. Welche Lehren daraus für die jetzt anstehenden Krisen gezogen werden können, war die Fragestellung von Dr. Verena Schmid von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Sie hatte genau zu dieser Frage erst kürzlich ihre Dissertation vorgelegt. Über die Ergebnisse kam sie im Workshop mit den Teilnehmenden ins Gespräch, die jeweils ihre Sichtweise auf die damalige Situation beitrugen.

Zur Stärkung gab es internationale Speisen

Begrüßung Klaus Gaude
Klaus Gaude, Stellvertreter des Oberbürgermeisters, begrüßte die Teilnehmer im gut gefüllten Sitzungssaal des Rathauses. Foto: Stadt Sinsheim

Die halbtägige Veranstaltung wurde mit einem internationalen Catering umrahmt. Frauen aus verschiedenen Kulturen luden zum Probieren kleiner internationaler Snacks ans Buffet ein und informierten auch über die enthaltenen, teilweise exotischen Zutaten. "Noch nie habe ich als Veganer so viel von einem Buffet essen können", kommentierte einer der Referenten.

Den Abschluss fand die Veranstaltung in einem interreligiösen Gebet des Sinsheimer Rates der Religionen. Der Rat hat hierbei erstmals eine gemeinsame religiöse Veranstaltung auf die Beine gestellt. Erfreulicherweise nahmen viele Teilnehmer am Gebet im Foyer des Rathauses teil, und weitere Gäste kamen gezielt zum Friedensgebet.

Aus der Runde der Mitveranstaltenden war zu hören, dass der gute Anklang des Formates sowohl zur Tagung insgesamt, als auch zum Friedensgebet zu Wiederholung und aufbauender Weiterentwicklung ermutigt. Die nächste Interkulturelle Woche wird also bereits mit Freude erwartet. Organisiert wurde die IKW Sinsheim vom Diakonischen Werk im Rhein-Neckar-Kreis, dem Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis, dem Rat der Religionen Sinsheim und dem Bereich Integration der Stadtverwaltung.

Infos
Kontakt

Inge Baumgärtner
Integrationsbeauftragte der Stadt Sinsheim
E-Mail: integration@Sinsheim.de
Telefon: 072 61 / 404 - 163