Tipps für Veranstaltende der Interkulturellen Woche

Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus.
Tipps für Veranstaltende der Interkulturellen Woche
Dokumentation des Forums „Wir bleiben da“ bei der bundesweiten Vorbereitungstagung zur IKW am 21./22. Februar 2020 in Erfurt
Steffen Blatt

"Ich organisiere die Interkulturelle Woche bei uns seit mehr als 15 Jahren. Hier hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mich mit Integrationsbeauftragten aus anderen Städten über die Planungen zur Interkulturellen Woche auszutauschen". So kommentierte eine Teilnehmerin des offenen Forums "Wir bleiben da" dieses Veranstaltungsformat bei der bundesweiten Vorbereitungstagung, die am 21. und 22. Februar 2020 in Erfurt stattfand. Natürlich wird die IKW vor Ort nicht immer von den Integrationsbeauftragten organisiert und koordiniert, und so findet sich am Ende der Tagung seit zwei Jahren eine bunte Gruppe zusammen, um sich über ganz praktische Fragestellungen im Zusammenhang mit den Vorbereitungen auszutauschen.

Mit diesem Text werfen wir einen Blick auf die Fragen, die diejenigen haben, die jedes Jahr versuchen, in mehr als 500 Städten und Gemeinden im ganzen Land unter unterschiedlichsten Bedingungen die IKW zu organisieren. Und wir dokumentieren die Antworten, die hoffentlich auch vielen anderen vor Ort hilfreich sein können bei ihren Vorbereitungen.

Im Februar war die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen auf das öffentliche Leben noch nicht in Deutschland angekommen, Begriffe wie "Lockdown", "Versammlungsverbot" oder "Kontakteinschränkungen" waren noch kein Thema. Und damit ebenso wenig die Konsequenzen, die das für die Interkulturelle Woche 2020 hat. Deshalb finden Sie Anregungen zu diesen Fragen in der Rubrik Die Interkulturelle Woche 2020 findet statt! auf unserer Homepage. Weitere Ideen für Aktionen, Gottesdienste und Veranstaltungen in "normalen" Zeiten haben wir unter Good Practice für Sie zusammengestellt.

I. Strukturelle Fragen

1.    Einbeziehung von weiteren Partnerinnen und Partnern

Wie können wir die IKW attraktiver für Migrant*innenselbstorganisationen machen und diese gewinnen, mitzumachen? Dies wurde vor dem Hintergrund diskutiert, dass es natürlich nicht die Migrant*innenselbstorganisation gibt. Die Vielfalt unter den Initiativen ist groß, die Präsenz innerhalb der Zivilgesellschaft vielfältig gegeben. Nachgedacht wurde darüber, wie kleinere, neuere und noch "unsichtbare" Organisationen dazu gewonnen werden können, die IKW als Raum für sich zu nutzen und mit zu gestalten.

  • Mögliche Kooperationspartner*innen zu einem offenen Vorgespräch einladen (nicht gleich "Planungstreffen für die IKW" ansetzen).
  • Gründe für bisherige Nicht-Beteiligung erfragen (keine Ressourcen, inhaltliche Differenzen).
  • Persönlich einladen und nachhaken.
  • Wenn Organisationen grundsätzliches Interesse haben, kann für den Einstieg gemeinsam über eine kleine und organisatorisch nicht zu aufwändige Veranstaltung nachgedacht werden. Auch kann die gemeinsame Planung einer Veranstaltung hilfreich sein. Ein Vertreter oder eine Vertreterin der Organisation kann als Gesprächspartner*in auf einem Podium oder an einem Filmgespräch mitwirken und dabei die eigene Initiative repräsentieren.
  • Eine Selbstdarstellung/Vorstellung migrantischer Organisationen im Programmheft/-flyer ist vorstellbar, um eine eventuell bestehende Hemmschwelle zu überwinden.
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus.
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus. Foto: © ÖVA / Paul Philipp Braun
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus. Foto: © ÖVA / Paul Philipp Braun
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus. Foto: © ÖVA / Paul Philipp Braun
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus. Foto: © ÖVA / Paul Philipp Braun
Beim Forum "Wir bleiben da" standen Austausch und Vernetzung im Fokus. Foto: © ÖVA / Paul Philipp Braun

Wie können viele Religionsgemeinschaften einbezogen werden?

  • Den "Tag der offenen Moschee", der mit dem 3. Oktober in oder in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur IKW stattfindet, mit ins IKW-Programm aufnehmen.
  • "Running Dinner" der Religionsgemeinschaften.
  • Spaziergang, Radtour oder Busfahrt zu verschiedenen Gotteshäusern (Beispiel Monheim und Flensburg).
  • Interreligiöse Veranstaltungen wie "Dialog der Religionen" oder "Interreligiöser musikalischer Dialog". Diskutiert wurde auch, ob hierbei eine Einladung in mehreren Sprachen als "Türöffner" hilfreich sein kann.

Welche Kriterien sind bei der Einbeziehung von Religionsgemeinschaften bei der IKW anzulegen?

  • Grundsätzlich gibt es dafür keine Vorgaben. Bei Unsicherheiten, z. B. über die politische Ausrichtung kann bei Landeskirchen nachfragt werden.

Wie gelingt es, die Hauptlast von den Schultern der Stadtverwaltung zu nehmen?

  • Die Hauptlast sollte grundsätzlich auf den Schultern der Stadtverwaltung bleiben, denn diese ist am besten mit Ressourcen ausgestattet. Die Stadt kann mit der IKW auch für sich werben und ihr eigenes Profil schärfen.

Wie kann eine Einbindung/Teilhabe bereits an der Planung und Konzeption von Fest und Woche von Geflüchteten/Neuzugewanderten erfolgreich aussehen?

  • Hier kann in Vorgesprächen geklärt werden, welche Themen für die Zielgruppe interessant sind und was die Menschen brauchen. Welche Erwartungen haben sie an die IKW? Dann kann die Art der Veranstaltung entsprechend angepasst werden

2.    Nachbetrachtung

Warum ist meine Veranstaltung so richtig gefloppt?

  • Ungünstige Uhrzeit.
  • "Falscher" Ort? Ist evtl. die Hemmschwelle zu groß, weil die Veranstaltung in bestimmten Vereinsräumen stattfand? Beim nächsten Mal einen anderen/öffentlichen Ort wählen.
  • Nur die persönliche Einladung zählt. Ein Flyer ist nur "Zugabe".  
  • Nachfragen bei potenziellen Multiplikatoren/Communitys, warum sie nicht da waren. Nachfragen bei Medien, warum sie nicht gekommen sind – allerdings ohne Vorwurfs-Unterton, sondern eher nach dem Motto "Woran hat es gelegen, was können wir beim nächsten Mal besser machen?"

Was sind Erfolgsfaktoren für gelungene Veranstaltungen?

  • Formate abwechseln; nicht jedes Jahr das Gleiche anbieten.
  • Über Schirmherrschaften Promi-Faktor nutzen.
  • Werbung über intensive Kontaktaufnahme zu lokalen Medien; auch Kirchenverteiler nutzen.
  • Kultur als "Türöffner".
  • Jugend einbinden, wertschätzen und "einfach mal machen lassen".
  • Nicht mehrere Leuchtturmprojekte an einem Tag (frühzeitige Absprachen).
  • Stadtverwaltung einbinden; (Ober-)Bürgermeister*in oder Dezernent*innen als Partner gewinnen. Eine gemeinsame Pressekonferenz zur Präsentation des Programms etwa sorgt häufig für mehr Medienresonanz, wenn die Stadt/Gemeinde einlädt. Für den Versand der Einladung und der Pressemitteilung kann der städtische Medienverteiler genutzt werden.
  • Lokale/regionale (Polit-)Prominenz einbinden.
  • Auftaktveranstaltung organisieren; zumindest die erste Veranstaltung der IKW als Auftakt ankündigen.

3.    Kontinuität

Wie kann ich verhindern, dass ein erfolgreiches Veranstaltungsformat einschläft, weil kein Verantwortlicher mehr da ist?

  • Erfolgreiche Veranstaltungen identifizieren und mit Verantwortlichen in Kontakt treten/bleiben. Wenn absehbar ist, dass ein wichtiger Player nicht mehr zur Verfügung steht, versuchen, einen anderen Verantwortlichen aufzubauen.
  • Ablauf gut dokumentieren, damit "Nachfolger" übernehmen können.
  • Man kann sich aber auch fragen: Können wir nach ein paar Jahren auch etwas Neues anbieten?

 

II. Organisatorische Fragen

1.    Promis bei Veranstaltungen

Wie gelingt es, bekannte Persönlichkeiten zu Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Woche(n) einzuladen und wie kann man Veranstaltungen mit ihnen finanzieren?

  • Kontakt aufnehmen über Netzwerke oder ganz "offizielle" Anfragen.
  • Anfrage über Prominent gegen Rassismus.
  • Finanzierung: Recherchieren, ob Land, Landeskirche, Kreis oder Kommune die IKW bezuschussen. Projektgelder für die IKW können z. B. auch bei (Bürger-)Stiftungen eingeworben werden.
  • Durch die Kooperation mit lokalen Medien lassen sich Kosten sparen. Dann moderiert vielleicht ein Redakteur eine Veranstaltung ohne Honorar. Oder ein lokaler TV-Sender überträgt eine Veranstaltung ins Internet.
  • Veranstaltungen verschränken, z. B. in Kooperation mit Schulen, dann kommen Promis evtl. auch mal ohne Bezahlung.
  • Man kann auch Eintritt verlangen.

2.    Veranstaltungsformate

Wir erreiche ich ein neues/breiteres Publikum? Ist es hinderlich, Dinge "migrationsspezifisch" zu benennen, wie z. B. "Interkulturelles Fest?"

  • Niederschwellige Veranstaltungen, z. B. Feste erreichen ein breiteres Publikum. Das darf gerne "Interkulturelles Fest" heißen, so selbstbewusst sollte man schon sein. Es darf auch Folklore enthalten, aber vielleicht nicht nur.
  • Ein neues/breiteres Publikum kann auch durch neue Veranstaltungsorte gewonnen werden, z. B durch Kooperationen mit einem Live-Club, einer Kleinkunstbühne, einem Theater, einer Galerie, einem Jugendzentrum etc.
  • Durch weitere Veranstaltungen im restlichen Jahr, die auf der IKW aufbauen, kann das neu gewonnene Publikum "gehalten" werden.
Weitere Informationen

Was planen Sie für "Ihre" Interkulturelle Woche 2020? Welche neuen Formate wollen Sie erproben, welche Ideen entwickeln Sie gerade? Und mit welchen Probleme haben Sie gerade zu kämpfen? Teilen Sie es uns mit per E-Mail an info@interkulturellewoche.de.

Infos
Kontakt

Ökumenischer Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche
Postfach 16 06 46
60069 Frankfurt am Main
Ruf: 069 / 24 23 14 -60
Fax: 069 / 24 23 14 -71
info@interkulturellewoche.de